Nach Thailand ins Jahr 2555
12 01 20124. Januar – 12. Januar 2012
Thailand ist das Land wie aus Tausendundeiner Nacht. Die Thailänder nennen ihre Heimat „Das Land der Freien“ – dank ihrer klugen und weitsichtigen Herrscher waren sie nie kolonialisiert, nie unter fremder Herrschaft in den vergangen 800 Jahren. Und so waren die 69 Millionen Thai schon immer ein sehr stolzes Volk – ein Volk aus Königen und Fischern, Bergstämmen, Reisbauern und Mönchen.
Thailand ist auch heutzutage ein Land der Kontraste, das die Fremden selbst im neuen Jahrtausend auf Schritt und Tritt in Erstaunen versetzt: Die siamesischen Könige hinterliessen ihre prachtvollen Paläste, heute teils majestätisch anmutende Ruinen unter dem Schutz der UNESCO, teils märchenhafte Schlösser mit glitzernden Fassaden aus Gold und Elfenbein. Die farbenprächtigen Mosaike der landesweit rund 31 000 Tempel blinken allerorten im Sonnenlicht und spiegeln sich in den nassen Reisfeldern.
Doch hier und selbst in den windschiefen Stelzenhäuschen in den abgelegenen Bergdörfern im Norden flimmert nachts ein bläulicher Schein durch die eine oder andere Hütte: Das Fernsehgerät ist nur ein Vorbote der modernen Zeiten, die auch vor diesem Reich Buddhas nicht Halt machen. Und so sollte sich auch niemand wundern, wenn gerade ein buddhistischer Mönch mit seinem Laptop auf Facebook surft.
Ein Land im Wandel. Doch gerade dieser unaufhaltsame Wandel macht einen Teil der Faszination aus, die jeden Besucher ergreift – wenn er empfänglich ist für Mystik und tiefe Religiosität, für anmutige Menschen und ihre Sitten und Gebräuchen, für eine exzellente Kochkunst, für jahrtausendalte Handwerkstraditionen. Thailand ist ausserdem ein Einkaufsparadies wie kaum ein anderes Land in Südostasien. Auch landschaftlich ist Thailand ein Paradies. Es ist gesegnet mit Stränden, die aus einem Bilderbuch zu stammen scheinen: Kilometerlang erstreckt sich der weisse Sand, über den sich Kokospalmen beugen, bunte Fischerboote schwanken im azurblauen Wasser. Sonnenschein tagaus, tagein und eine üppige Natur, eine exotische Kultur und luxuriöse Hotels sowie die hervorragenden Currys – all dies zieht jährlich eine Vielzahl von Touristen aus aller Welt nach Thailand – 2007 waren es rund 14,5 Millionen. Wer hier nur am Pool liegen bleibt, wird das 514 000 Quadratkilometer grosse Land und die eher zurückhaltenden Thai nicht kennen und lieben lernen.
Die ersten Tage hier in Thailand gehören bereits wieder der Vergangenheit an. Gut haben wir den Flug in die Hauptstadt Thailands überstanden. Doch verweilten wir in der 7 Millionen Stadt Bangkok nicht sehr lange, da wir am Schluss unserer Reise noch etwas Zeit hier verbringen werden. Am 5. Januar 2012 oder nach buddhistischem Kalender in Thailand am 5. Januar 2555, fuhren wir mit dem Zug 12 Stunden lang nach Chiang Mai in den Norden des Landes. Am Anfang benötigte der Zug fast eine Stunde, bis wir die Millionenmetropole hinter uns gelassen hatten. Die Reise führte vorbei an Slums, Reisfeldern, kleinen Dörfern und durch den Dschungel. Es hatte sich gelohnt, dass wir uns für den Tageszug anstelle eines Nachtzuges entschieden haben. Im Ticketpreis war sogar noch ein Mittagessen inbegriffen, vielleicht könnte man dies in Zukunft bei der Schweizer Bundesbahn auf längeren Reisen auch einführen ;-).
Chiang Mai gilt mit ihren 1,6 Millionen Einwohnern als 2. grösste Stadt Thailands. Momentan ist hier Winter und so sind die Temperaturen einigermassen erträglich für uns. Da bereits viele Unterkünfte ausgebucht waren, quartierten wir uns im TK Guesthouse ein, wo wir ein Doppelzimmer für 300 Baht = Fr. 9.00 bekamen. Das Zimmer war zweckmässig und für diesen Preis kann man ja auch nicht weiss nicht was erwarten. Am nächsten Tag erkundeten wir ein wenig die Stadt. Irgendwie hatten wir gar nicht grosse Lust etwas zu machen und so liessen wir diesen Tag einfach gemächlich hinter uns. In Chiang Mai könnte man den Tag auch einfach mit Essen und Massagen-Besuchen verbringen. Das Angebot ist riesig und zu allem hinzu noch sehr preiswert. So konnte ich (Elä) natürlich nicht wiederstehen und entschied mich erstmals, meinen geschädigten Füssen etwas Gutes zu tun. Mal sehen, ob ich Bidu auch noch davon überzeugen kann, wie gut so eine Massage tut. Am Abend schlenderten wir noch über den Night Market. Zu kaufen hätte es wieder vieles gegeben aber eben, eingekauft wird dann erst am Schluss der Reise.
Für den nächsten Tag stand dann etwas Spezielles auf dem Programm. Wir verbrachten einen Tag im 60 km von Chiang Mai entfernten Elephant Nature Park http://www.elephantnaturepark.org. Dies ist kein typischer Elefantenpark, in welchem man auf den Elefanten reiten kann und wo man sogenannte Elefanten-Shows sehen kann, sondern eine Art Pflegeheim für misshandelten Elefanten. Viele asiatische Elefanten wurden in Thailand zur Waldrodung missbraucht. Diese wurde Ende der 80er Jahre jedoch verboten, doch konnten die Elefanten nicht mehr alleine in der Wildnis leben, da sie jahrelang zum Arbeiten missbraucht wurden. Hinzu kommt dass ein grosser Teil ihres Lebensraums durch die Abholzung des Dschungels zerstört wurde. Einige dieser Elefanten befinden sich nun hier in diesem Park oder in anderen Elefantenparks. Leider hatten nicht alle dieser Elefanten gleich viel Glück und somit wurde ein Grossteil von ihnen nach Burma verkauft, wo die Waldrodung immer noch legal und in vollem Gange ist. Im Elephant Nature Park leben momentan 36 Dickhäuter, die sich auf einem riesigen Gelände frei bewegen können. Mit dem Eintrittsgeld können die Besucher die grauen Riesen füttern und waschen. Zugleich wird mit dem Geld auch die medizinische Versorgung der Elefanten gewährleistet. Somit hatten wir alle Hände voll zu tun, vor allem mit füttern. Täglich frisst ein Elefant 10% seines Körpergewichtes, das heisst 280 kg und das während ganzen 18 Stunden. Nach dem vielen Fressen, stand dann mal eine Abkühlung im Fluss auf dem Programm. Wir durften ihnen dabei behilflich sein und sie mit dem kalten Wasser bespritzen und waschen. Nachdem sie dann wieder sauber waren, wussten sie nichts Besseres, als sich im nächsten Schlammbecken wieder wälzen zu gehen. Man sah richtig wie die Riesen es genossen, sich von neuem mit Schlamm zu bedecken. Natürlich machen sie dies nicht grundlos, sondern der Schlamm schützt sie vor der Hitze und der Sonne und dient ihnen als „Sonnencreme“. Wir bekamen auch noch einen Film gezeigt, in welchem wir das grauenhafte Leiden der Elefanten zu sehen bekamen, wie zum Bsp. bei der Arbeit im Dschungel und beim Betteln in einigen Städten Thailands. Es waren herzzerreisende Szenen und für uns nicht nachvollziehbar, warum wir Menschen einem Tier so viel Leid zufügen können. Etwas was uns extrem zu denken gab, sind die vielen Touristen die sich daran erfreuen, wenn sie in Bangkok oder Phuket ein Elefantenbaby zu sehen bekommen, welches mit ihrem Besitzer durch die hektischen Strassen laufen muss und zum Betteln missbraucht wird. Solche Aktivitäten sind in einigen Städten Thailands leider immer noch legal. Es war ein sehr schöner Tag der bei uns bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Wir können diesen Park nur weiterempfehlen, da dies etwas Einmaliges und sehr Sinnvolles ist.
Am Sonntag stand dann etwas ganz anders an. Wir schwangen für einmal wieder den Kochlöffel. Wir hatten uns für einen Thai-Kochkurs auf einer Organic Farm ausserhalb der Stadt angemeldet http://sammyorganiccooking.com/. Sammy, der Besitzer der Kochschule, holte uns beim Guesthouse ab sowie alle weiteren Teilnehmer. Unsere Gruppe bestand aus 10 Leuten, welche aus Deutschland, Schweden, Holland, Wales und den USA kamen. Zuerst fuhren wir auf den Markt, um ein paar Zutaten zu kaufen, die bei Sammy nicht auf der Farm wachsen. Natürlich erfuhren wir auch noch etwas mehr über die vielen verschiedenen Reissorten, die es hier gibt. Wir konnten unser 5 Gänge Menu selber zusammenstellen. Bidu und ich schauten natürlich, dass wir nicht dasselbe kochten. Dies war nicht allzu schwierig, da es fast nur leckere Sachen zur Auswahl hatte. Natürlich wurde uns auch noch etwas über all die herrlichen Kräuter erzählt, die hier wachsen und zum Kochen verwendet werden. Dann endlich durften wir ans Werk. Als erstes machten wir uns hinter die Currypaste, die wir dann weiter für das Currygericht verwendeten. Es wurde geschnippelt, gebraten und immer wieder das Gekochte probiert, was ganz wichtig war. Als das Curry fertig gekocht war, stellten wir dies auf die Seite und kochten noch eine Suppe sowie ein Stir Fried Gericht. Dann durften wir die ersten 3 Gänge zu Mittag essen und wir möchten nicht prahlen aber es schmeckte vorzüglich :-)! Als wir unsere Bäuche vollgeschlagen hatten, durften wir eine einstündige Siesta machen. Sammy stelle allen eine Hängematte zur Verfügung oder man konnte in seinem wunderschönen Garten relaxen. Die Pause tat gut und wir waren alle neugierig auf die letzten 2 Gänge, welche bei uns aus Papaya-Salat und Frühlingsrollen sowie Bananen in Kokosnuss-Milch und Mango mit Sticky Rice, bestanden. Auch dies schmeckte total lecker und wenn man alle Zutaten beisammen hat (was in der Schweiz dann doch etwas schwieriger sein wird), ist es gar nicht so schwierig thailändisch zu kochen. Somit wisst ihr ja nun was es zu essen gibt, wenn ihr nach unserer Rückkehr einmal bei uns eingeladen seid. Total vollgegessen und völlig begeistert von diesem Tag, machten wir uns gegen Abend auf den Rückweg in die Stadt. Unsere Gruppe verabredete sich für den späteren Abend nochmals in der Altstadt, um gemeinsam noch etwas trinken zu gehen.
Die nächsten 2 Tage standen dann ganz im Zeichen der Tempelbesichtigungen. Um zu einem der heiligsten Tempel Nord-Thailands zu gelangen, mieteten wir einen Roller. Der Wat Phra That Doi Suthep liegt auf einem Hügel mit wunderschöner Aussicht auf Chiang Mai. Der Tempel ist wunderschön und somit kommen sehr viele Besucher jeden Tag hierhin. Wir fuhren dann noch etwas in den Bergen herum, da wir die frische Luft ohne all die Abgase sehr genossen. In Chiang Mai selber stehen über 300 Tempel, welche zum Teil gut zu Fuss zu erreichen sind. Die Tempelarchitektur vor Ort unterscheidet sich stark von anderen Teilen Thailands. Chiang Mais Heiligtümer werden vor allem von filigranen Holzschnitzereien und bunten Wandmalereien verziert, die typisch für die Lanna-Periode (13./14. Jahrhundert) sind. Wir besuchten von den 300 Tempeln gerade mal 3 und dies reichte dann vorerst einmal. Beim Tempel Wat Chedi Luang hatten wir noch die Möglichkeit mit einem Mönch zu sprechen. Dieses Gespräch war sehr interessant und auf alle Fragen erhielten wir eine Antwort. Dann war es an der Zeit Chiang Mai zu verlassen und weiter nördlich zu reisen.
Mit dem Bus ging’s während einer 3 stündigen und recht rasanten Fahrt nach Chiang Rai. Die Stadt selbst hat kaum touristische Sehenswürdigkeiten zu bieten, mal abgesehen von ihrer Lage als „Tor zum Goldenen Dreieck“. Man könnte von hier aus auch noch zu Bergvölkern wandern, doch so etwas Ähnliches machten wir ja bereits in Bolivien und so besichtigten wir einfach den weissen Tempel Wat Rong Khun. Dieser Tempel, welcher seit 1997 vom thailändisches Architekten Chalermachai Kositpipat kostenlos gebaut wird, ist bis heute noch nicht fertig gestellt. Dieses Werk ist recht imposant und so wie es aussieht, könnten die Arbeiten daran auch noch etwas länger dauern. Hier in Chiang Rai besuchten wir dann auch wieder einmal ein riesiges Shoppingcenter und was wir im Supermarkt alles fanden, konnten wir fast nicht glauben. Was wir alles in unseren Einkaufskorb gepackt haben, könnt ihr natürlich auf einem Foto begutachten. Nur so viel dazu, wir haben alle Sachen wieder schön brav in die Regale zurück gestellt mit Ausnahme einer Tafel Schokolade :-). Danach liess ich (Elä) mir wieder einmal die Haare schneiden, was ein ganz tolles Erlebnis war. Ein Team von insgesamt 3 Leuten sorgte sich um mich und als ich gefragt wurde was für einen Haarschnitt sie mir verpassen sollen, fragte ich einfach, ob sie mir ein paar Vorschläge machen könnten. Eine Antwort erhielt ich nicht, sondern es wurde mir ein iPad in die Hände gedrückt, mit der Bitte, ich soll mir doch die passende Frisur aus dem Internet aussuchen :-). Mal sehen, ob meine Coiffeuse in der Schweiz nun auch mit einem iPad arbeitet. Mit dem Resultat für umgerechnet Fr. 10.00 bin ich sehr zufrieden und ich muss dazu noch sagen, dass ich für thailändische Verhältnisse bei einem sehr teuren Coiffeur war.
Nun verlassen wir Thailand vorerst einmal und reisen nach Laos weiter. Das Örtchen Huay Xai, in der Nähe des Grenzübergangs, wird der Ausgangspunkt für die 3 tägige Gibbon Experience sein, bei welcher wir noch 2 Plätze ergattern konnten. Somit zippen wir uns in den nächsten Tagen durch den Dschungel und sind gespannt, ob wir einen Gibbon zu Gesicht bekommen werden.
Liebe Grüsse und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo
Da wird man reiselustig!!! 🙂